Traditional Tibetan Rugs - artelino

Als zehntausende von Tibetern im Jahr 1959 auf der Flucht vor den Truppen des kommunistischen China die Berge Richtung Süden überquerten, konnten sie keine materiellen Werte mit sich nehmen. Aber sie brachten ihr Wissen über die alte Kunst und das Kunsthandwerk und die einzigartige Kultur Tibets mit nach Nepal, Indien und Bhutan.

Die Entstehung der Nepalesischen Teppich Industrie

Die meisten der tibetischen Flüchtlinge fanden Zuflucht in Nepal, viele auch in Nordindien und sogar im heißen Südindien. Etliche der Tibeter begannen als Lebensunterhalt Teppiche zu knüpfen.

In diesem Zusammenhang sollte auch die Schweiz nicht unerwähnt bleiben. Das kleine Land im Herzen Europas nahm zwischen 1960 und 1981 insgesamt 1.480 tibetische Flüchtlinge auf und unterstützte verschiedene Projekte in Nepal. Touristen in den sechziger Jahren werden sich vielleicht noch an die guten Ratschläge erinnern beim Teppichkauf auf "Schweizer Farben" zu achten. Genauso wie Schweizer Uhren war das ein Qualitätsbegriff im Vergleich zu den schlechteren indischen Farben.

Die Tibeter sind von Natur aus fleißige und tüchtige Menschen. In den achtziger Jahren stieg die nepalesische Teppichindustrie zum wichtigsten Wirtschaftszweig Nepals auf. Aber in wenigen Jahren wandelte sich das Produkt selbst total.

Die Tibeter und Nepalesen passten sich sehr rasch den Geschmäckern der importierenden Länder an. Deutschland war der wichtigste Abnehmer. Die deutsche und europäische Kundschaft war nicht so sehr an den alten traditionellen Mustern und den traditionellen Größen von circa 90 mal 180 cm interessiert. Die wollten vielmehr große Teppiche mit möglichst sparsamen Mustern und freien Innenflächen auf denen dann der Couch Tisch Platz fand.

Und so begann das rasche Verschwinden des traditionellen tibetischen Teppichs.

Die nepalesische Teppich-Industrie wuchs während der achtziger und neunziger Jahre weiter. Aber im neuen Jahrtausend gingen die produzierten und exportierten Mengen deutlich zurück.

Heute sind 99 Prozent oder sogar mehr der Teppichproduktion in Nepal einfache, moderne und einfallslose Muster, die von westlichen Designern vorgegeben werden. Diese Teppiche sind meiner Meinung nach extrem öd und langweilig. Genauso gut könnte man die Wohnung mit einem einfarbigen Teppichboden auslegen. Mit den schönen alten, traditionellen Tibet Mustern hat das überhaupt nichts mehr zu tun. Und obwohl sie noch von Hand hergestellt werden, können sie von jedem ungelernten Nepali geknüpft werden.

Was ist ein Traditioneller Tibet Teppich?

Um zu verstehen was ein traditioneller Tibet Teppich ist, kauft man sich am besten eines der wenigen aber guten Bücher über Tibet Teppiche. Ein traditioneller Tibet Teppich ist ein Kunstwerk, reich an Mustern, farbenfroh, aufwendig, von Hand gemacht und klein in der Größe. Schauen wir seine Charakteristiken im einzelnen an:.

Die Ursprünge

Vor der Flucht der Tibeter im Jahr 1959 waren tibetische Teppiche im Westen praktisch unbekannt. Die Forschung zu dem Thema setzte in den sechziger Jahren ausgehend von wenigen alten Teppichen ein. Zuerst dachten westliche Buchautoren dass die Kunst des Tibet Teppichs nicht älter als Anfang des neunzehnten Jahrhunderts ist.

Diese Theorie stellte sich alsbald als fundamental falsch heraus. Heute wissen wir von alten Dokumenten dass die Tradition des Tibet Teppichs mindestens tausend Jahre alt - möglicherweise sogar noch älter ist.

Knüpftechnik

Die Tibeter verwenden eine einzigartige Knüpftechnik, die völlig unterschiedlich von der in Persien oder der Türkei ist. Der tibetische Knoten erlaubt es Teppiche mit dickerem Flor zu knüpfen. Und außerdem geht das Knüpfen damit schneller.

Die Materialien

Für die Tibet Teppiche wird Schafwolle verwendet. Früher kam die von den Himalaja Hochlandschaften Tibets. Heute wird für die besten Teppiche aus Nepal Wolle aus Neuseeland und Australien verwendet. Die Neuseelandwolle kann in der Qualität durchaus mit der Himalaja Wolle mithalten.

Teppiche aus Indien verkaufen sich über den billigen Preis. Die Wolle, die für diese "Tibet" Teppiche benutzt wird, ist von niedriger Qualität und oft sogar mit Jute vermischt.

Für die Kette und den Schussfaden wird heute Baumwolle verwendet. In alten Teppichen bis circa Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurde dafür noch Wolle verwendet. Das heißt nicht dass alte Teppiche besser sind. Die Baumwolle ist stärker und widerstandsfähiger.

Die Größen

Teppiche wurden von den Tibetern zum Sitzen und vor allem zum Schlafen benutzt - völlig anders als in Europa oder Nordamerika. Deswegen hat die typische Größe das Maß von circa 90 mal 180 cm und kleiner für Sitzkissen. Andere Verwendungen waren die Ummantelung von Säulen in Klöstern - so-genannte Säulenteppiche. Nur die tibetische Aristokratie und hochgestellte Lamas benutzten größere Teppiche. Aber diese blieben eine Seltenheit.

Farben und Muster

Überall auf der Welt kann man die Erfahrung machen, dass Bergvölker einen Drang nach kräftigen Farben haben. Die Tibeter machen da keine Ausnahme. Deswegen zeichnet sich der tibetische Teppich durch leuchtende Farben und reichhaltige ornamentale Elemente aus. Die Ornamente sind zumeist Buddhistischen Ursprungs, ein Götterpantheon an Glück verheißenden Symbolen und mythologischen Gestalten.

Seit dem späten neunzehnten oder frühen zwanzigsten Jahrhundert werden synthetische Farben verwendet. Sie kamen über Indien nach Tibet. Anilin Farben ermöglichen kräftigere und nuanciertere Farbtöne. Davor waren nur Naturfarben (Pflanzenfarben) bekannt. Die Ausgangsprodukte für die Naturfarben waren Pflanzen und Mineralien. Das mögliche Farbspektrum ist damit aber begrenzt und die Ausgangsprodukte sind heute nur schwer erhältlich. Anfang der achtziger Jahre gab es einmal eine kurze Zeit der Renaissance der pflanzenfarbenen Teppiche.

Tibet Teppiche von artelino

Wir von artelino bieten ausschließlich traditionelle Tibet Teppiche in alten Mustern und in den Größen von circa 90 cm mal 180 cm an. Die Muster werden exklusiv für uns nach alten Vorlagen gemacht. Die Vorlagen nehmen wir aus alten Büchern und anderen Quellen. Die Teppiche werden in einer Manufaktur in Nepal hergestellt, mit dessen Eigentümer, einem Nepalesen, ich seit 30 Jahren befreundet bin. Die Teppiche werden von ausgebildeten tibetischen und nepalesischen Knüpfern gemacht. Nur die Besten und Erfahrensten sind dafür geeignet.

Mein Freund unterhält angeschlossen an die Manufaktur eine private Schule und einen Kindergarten mit zwei Lehrern, die von ihm privat bezahlt werden.

Video: Tibet Teppiche

Im Jahr 2009 produzierten wir ein Video in dem ich ein wenig über Tibet Teppiche auf deutsch erzähle. Wir hatten damals die schönen Stücke noch in Auktionen auf unserer Mutter Website www.artelino.com angeboten. Dauer: 6:09 Minuten.

Dieter Wanczura, 2008