Traditional Tibetan Rugs - artelino

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Nepal Statuen - artelino

Nepal StatueMan nennt sie Nepal Bronzen oder Tibet Statuen. Beide Bezeichnungen sind ein wenig irreführend. Es handelt sich um eine Kunstform, für die die Newari Kunsthandwerker in Nepal seit dem Mittelalter und bis in unsere Zeit hinein berühmt sind.

Auch das Metall, das sie für diese einzigartigen, handgefertigten Figuren verwenden ist nicht Bronze sondern zumeist Kupfer, manchmal auch aus Messing oder verschiedene Mischlegierungen. Dieser Artikel beschreibt wie diese metallenen Kunstwerke nach der Methode der "verlorenen Wachsform" (Cire Perdue) geschaffen.

Nepal Statuen aus Patan in Nepal

Als der Buddhismus in die Himalaja Region kam, befand sich die Kunst der Metallverarbeitung in Nepal schon auf einem hohen Niveau. Während des 12. Jahrhunderts hatte sich eine wichtige buddhistische Gemeinschaft von Gelehrten in Patan, damals eine kleine Stadt im Kathmandu Tal, etabliert. Patan wurde schnell die Wiege für Kunst und Kunsthandwerk rund um den Buddhismus. Die Newari Künstler erfreuten sich großer Reputation und mehrere Familien begannen mit der Herstellung metallener Statuen nach dem Prinzip der verlorenen Wachsform. Diese Metallstatuen wurden in die gesamte Himalaja Region exportiert - nach Tibet, Indien, China und in andere Länder.

Seitdem haben sich weder an dem vollständig von Hand gemachten Schaffensprozess noch an den daran beteiligten Familien viel geändert. Nur der Markt hat sich geändert. Heute werden diese Figuren nicht mehr ausschließlich für religiöse Verehrung sondern eher für Sammler und für gut betuchte Touristen gefertigt.

Wie eine Nepal Figur geschaffen wird

Akshobhya - der 2. Dhyani.Prinzipiell existieren 3 Methoden um eine Metallfigur zu schaffen. Bei der ersten Methode wird eine feste Form gefertigt mit deren Hilfe eine praktisch unbegrenzte Stückzahl erzeugt werden kann. Da die Stücke alle aus der gleichen Form kommen, sind sie alle gleich. Dieses Verfahren erlaubt quasi eine Massenfertigung. Die zweite Methode wird "Repousse" genannt. Sie besteht darin, daß man Metall mit einem Hammer und anderen Werkzeugen so lange bearbeitet bis es die gewünschte Form hat. Diese Methode wird für sehr große Statuen und in der Architektur verwendet.

Und schließlich gibt es die CIRE PERDUE Methode. Diese Methode wird von den Newari Kunsthandwerkern seit dem 11. Jahrhundert ausgeübt. Möglicherweise geht sie sogar auf das 6. Jahrhundert zurück und wurde aus Indien importiert. Bis heute verwenden die Kunsthandwerker einen alten Text der die Details des Schaffensprozesses beschreibt. Diese Anleitungen werden innerhalb der Handwerksfamilien vererbt und werden geheim gehalten.

Die Methode der verlorenen Form

HerukaBei der Methode der verlorenen Form wird zuerst ein Modell aus Bienenwachs gemacht. Wenn das Modell fertig ist, wird das Wachs mit Ton bedeckt. Das Wachs-Ton Modell muß dann für mehrere Wochen getrocknet werden.

Sobald der Ton ausreichend hart ist, wird als nächster Schritt das Wachs ausgeschmolzen. Dazu wird heißes Metall in den Hohlraum der Form gegossen. Damit erhält man die grobe Form der Figur. Durch diese Methode ist gewährleistet daß jede Figur ein einmaliges und von Hand gefertigtes Unikat ist.

Mit dieser Methode würde man eine Figur komplett aus Metall erhalten. Da dies wegen des Metallverbrauchs zu teuer ist, werden größere Figuren mit einer verfeinerten Technik geschaffen bei der man die Metallfigur innen hohl läßt. Nur kleine Figuren werden vollständig aus Metall gegossen.

Die komplizierteren Statuen wie zum Beispiel Götter und Göttinnen mit einem dutzend und mehr Armen werden aus separaten Einzelteilen hergestellt. Dies erfordert seitens des Kunsthandwerkers umsichtige Planung und Modellierung.

Bearbeiten und Polieren

AmitabhaNach dem Gießen des Metalls ist die Figur noch lange nicht fertig. Die gegossene Figur ist noch roh. Jetzt müssen die feinen Details in das Metal quasi eingemeißelt werden. Das kann Wochen dauern. Die Qualität dieser Arbeit macht den Unterschied zwischen einer durchschnittlichen oder exzellenten Figur aus. Die besten Stücke haben detaillierte und fein heraus gearbeitete Muster auf der Oberfläche.

Experten wissen, daß die echte Herausforderung und Qualität in dieser Bearbeitung und nicht im Gießen liegt. Deswegen wird auch Kupfer für die besseren Figuren verwendet. Es ist das Metall das sich am besten bearbeiten läßt. Die Verwendung von Kupfer ist übrigens nicht neueren Datums. Die älteste bekannte Kupferfigur aus Patan datiert aus dem 6. Jahrhundert.

Sobald die Bearbeitung abgeschlossen ist, wird die Oberfläche poliert um den Eindruck von Glätte und Sauberkeit zu erzeugen.

Das Auftragen von Gold

Meditations BuddhaDie besten und teuersten Figuren werden mit echtem Gold überzogen. Extrem dünne Goldblättchen werden auf der Oberfläche aufgebracht und im Feuer mit dem Metall verschmolzen. Figuren die mit dieser Methode vergoldet werden, werden in der englischen Sprache "gold-plated" genannt. Es ist die beste Methode aber auch die aufwendigste und schwierigste.

Gold kann aber auch mit Hilfe von Quecksilber in das Metall verschmolzen werden. Das ist aber nur die zweitbeste Methode und wird für billigere Statuen verwendet. Bei der Quecksilber Methode kommt man mit einer geringeren Menge an Gold aus. Aber der Glanz der fertigen Figur ist bei dem Quecksilber Verfahren weniger intensiv.

Abschließende Bearbeitung

Nach dem Aufbringen des Goldes kann die Figur noch weiter durch das Anbringen von Halbedelsteinen und ikonografische Bemalungen verfeinert werden. Vor allem die Gesichter und das Haar der Götter und Göttinnen wird gerne bemalt.

Nach altem Brauch wird eine Nepal Figur nicht vom Künstler signiert. Es wäre gegen die buddhistische Tradition und gegen das Selbstverständnis des Künstlers der sich selbst als geschickten Handwerker sieht. Auch Thangkas, buddhistische Rollgemälde, werden aus dem gleichen Grund nicht signiert.

Viel Gegenwert für Ihr Geld

Kubera auf einem DrachenSeit den siebziger Jahren war ich häufig in Nepal. Mein letzter Besuch war im Januar 2008. Ich kenne keine andere Gegend auf dieser Welt wo man Kunst und Kunsthandwerk (Figuren, Thangkas, Teppiche, Holzschnitzereien) auf derart hohem Niveau für so wenig Geld kaufen kann wie in Nepal. Das ist nur möglich weil Nepal eines der ärmsten Länder dieser Welt ist.

Während der letzten Jahre wurde dieses kleine Land von einem schweren Bürgerkrieg mitgenommen, Als Folge davon hat sich die Zahl der Touristen die in dieses Land kommen stark reduziert. Und auch der Export von Kunsthandwerk aus Nepal ist in den letzten Jahren zurück gegangen.

Die Newari Kunsthandwerker, die ihre Kunst über Jahrhunderte bewahren konnten, sehen sich jetzt mit schwindender Nachfrage konfrontiert. Viele nepalesischen Männer verdingen sich als schlecht bezahlte Hilfsarbeiter in den arabischen Ländern um ihre Familien zu ernähren. Bei meinem letzten Aufenthalt in Kathmandu erzählte man mir, dass einige der Newari Metallkunsthandwerker von Patan nach China ausgewandert sind wo sich für ihre alte Kunst einer neuer Markt aufgetan haben soll.

Dieter Wanczura, 2008

Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 02. November 2010 um 23:25 Uhr  



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