Traditional Tibetan Rugs - artelino

  • Increase font size
  • Default font size
  • Decrease font size
Home Artikel Thangkas Thangka Malkunst - artelino

Thangka Malkunst - artelino

Vorbereitung der Leinwand für die Thangka.Thangkas sind buddhistische Bilder mit religiösem Ursprung und Hintergrund. Sie werden heute vor allem noch in Nepal, Bhutan, Tibet und in Indien gemalt. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Thangka von einem Objekt religiöser Meditation und Verehrung zu einem Kunstgegenstand entwickelt, der bei Sammlern begehrt ist.

Thangka Malerei im Himalaja

Trotz des Einflusses westlicher Kultur und des Massentourismus in Nepal während der 80-er und 90-er Jahre des letzten Jahrtausends hat das künstlerische und kunsthandwerkliche Niveau und die alten Techniken nicht darunter gelitten. Thangkas sind ein Kunst(handwerks) Produkt, das in unterschiedlichen Qualitätsstandards und zu Preisen erhältlich sind, die im Vergleich zum Aufwand und Können, extrem niedrig sind.

Die Werkstätten

Die Art und Weise wie Thangkas geschaffen werden, ist nach wie vor ausschließliche Handarbeit. Die Anfertigung erfolgt entweder in kleinen Malwerkstätten, die von einem Meister mit typischerweise bis zu 20 Malern und Lehrlingen betrieben werden. Eine große Zahl der Thangkas wird auch von Einzelpersonen geschaffen, die zu Hause arbeiten. Wichtig für Thangka Maler ist, dass sie ein oder mehrere Händler haben, die ihnen die fertigen Objekte abkaufen. Größere Händler betreiben eigene Werkstätten und tragen somit das wirtschaftliche Risiko.

Gemalt wird in schmucklosen Räumen, die ausreichend Licht aufweisen müssen. Die Maler sitzen im Schneidersitz vor einem hölzernem Rahmen, der mit der Thangka Leinwand bespannt ist.

Materialien und Werkzeuge

Die Leinwand mit dem Rahmen verbinden. Eine Thangka wird auf Baumwollstoff mit Tempera-ähnlichen Farben gemalt. Texte wie das "Manjushrimaulakalpa" aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. gebieten, dass der Baumwollstoff nur von Jungfrauen gewoben werden darf. Diese strengen, aus dem religiösen Hintergrund rührenden Regeln spielen heute kaum mehr eine Rolle. Die Thangka Malerei wird von den Ausführenden als Kunsthandwerk angesehen mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen.

Die Farben sind auf pflanzlicher oder mineralischer Basis. Im Gegensatz zu den bekannteren Tempera Farben werden sie jedoch nicht mit Öl angerührt sondern mit Leim.

Vorbereitung der Leinwand

Ein dünner Holzrahmen wird zunächst mit groben Stichen in den Baumwollstoff eingenäht. Dadurch entsteht ein leichter, erster Rahmen. Anschließend wird der Stoff inklusive des dünnen Holzrahmens an einem weiteren größeren, stabileren Rahmen befestigt.

Der auf den Rahmen gespannte Stoff wird nun mehrfach beidseitig mit Leim bestrichen. So wird verhindert, dass die Farbe in den Stoff aufgesogen wird und verlaufen könnte, absplittert oder verblasst.

Als nächster Schritt wird eine weitere Schicht von verschiedenen Materialien aus Kleister und einem weißen Pulver aufgetragen und anschließend geglättet. Auch dies wird beidseitig durchgeführt. Anschließend wird diese Schicht poliert.

Die Ikonografie

Ausfüllen der grpßen Flächen. Das Design richtet sich nach alten ikonografischen Vorlagen bei denen leichte Variationen erlaubt sind. Die Schaffung einer neuen Vorlage ist Meistern vorbehalten. Betrachtet man die Thangkas, die in den letzten Jahrzehnten geschaffen wurden, ist eine gewisse Änderung in Stil und bevorzugten Designs zu erkennen. Obwohl die Zeichnung durch die traditionellen Regelwerke vorgegeben sind, lässt sich eindeutig eine kunsthandwerkliche Entwicklung über einen längeren Zeitrahmen feststellen.

Früher war die Ikonografie der Thangkas in Regelwerken festgelegt, die sich oft in Familienbesitz befanden. Somit war es für Außenseiter im Prinzip nicht möglich den Originalregeln entsprechende Thangkas zu fertigen. Nach diesen alten Regeln konnte der Ausführende kaum einen eigenen Stil verwirklichen und wenn überhaupt, nur in Hintergründen und Naturdarstellungen.

Aufbringung der Zeichnung

Zuerst wird das ikonografische Design auf einem Skizzenpapier aufgetragen. Als Hilfsmittel zum Übertragen werden entlang der Umrisslinien feine Löcher angebracht. Dies ergibt auf dem Skizzenblatt eine siebartige Oberfläche.

Die Skizze wird nun auf der Thangka befestigt und mit Kohlestaub oder Pulver eingerieben so dass sich das Muster auf der Leinwand durchschlägt.

Auftragen der Farbe

Beginn des Malens. Der Maler beginnt damit dass er zuerst die großen Flächen ausmalt. Zumeist beginnt er mit den helleren Farben zuerst.

Ursprünglich hatte auch die Farbgebung eine tiefere religiöse Bedeutung. Heute steht mehr die Harmonie der Farbauswahl und -kombinationen im Vordergrund. Dies gestattet es dem Maler eine eigene, individuelle Note einzubringen. Bei der Beurteilung der Qualität einer Thangka legen Sammler und Kunstfreunde heute großen Wert auf die farbliche Gesamtharmonie.

Die Farben

Die Farben werden aus mineralischen und pflanzlichen Stoffen gewonnen. Zumeist ist es Aufgabe der jungen Lehrlinge diese in kleinen Mörsern zu zerreiben, mit Leim und Wasser zu vermischen und durch ständiges Zerreiben und Umrühren nutzbar zu machen.

Wie in vielen asiatischen Kulturen stehen die einzelnen Farben für bestimmte Eigenschaften wie Ruhe, Stolz, Wut, Leidenschaft oder Unterwerfung.

Eine besondere Bedeutung bei der Farbgebung hat das Gold. Für die besten und teuersten Thangkas wird echtes Gold aufgetragen. Die Methoden mit der das Ausgangsmaterial - Blattgold oder Goldstaub - zu einer Farbe gemischt wird, werden von den Werkstätten möglichst geheim gehalten und variieren. Von diesem echten Gold sind die unechten Goldfarben zu unterscheiden. Ein geschultes Auge sieht den Unterschied ohne weiteres. Nur mit echtem Gold gemalte Thangkas haben diesen fasziniereden Glanz.

Ausmalen der Details und Schattierungen

Zeichnen der Umrisse. Nach dem gleichmäßigem Ausmalen aller Flächen müssen die Farben zuerst trocknen. Alle nachfolgenden Schritte können nur von erfahrenen, geschulten Thangka Malern ausgeführt werden.

Nach dem Trocken werden die Schattierungen angebracht, die der Thangka eine gewisse dreidimensionale Tiefe geben.

Wie in vielen asiatischen Kunstformen (z.B. dem japanischen Farbholzschnitt) werden bei Thangkas die Zeichnungen mit Umrisslinien versehen. Dies erfolgt mit einem ganz feinen Stift. Für die Umrisslinien werden zumeist die Farben schwarz oder ein dunkles Ocker verwendet.

Als letzte Schritte werden die Gesichter und Augen der Gottheiten gemalt. Da dies für die Qualität einer Thangka von ausschlaggebender Bedeutung ist, wird dieser Schritt fast immer vom Meister persönlich ausgeführt. Früher war das von besonderen religiösen Ritualen begleitet, das als "Augenöffnen" bezeichnet wurde. Mit dem Anbringen der göttlichen Gesichter wurde der Thangka quasi das Leben eingehaucht.

Als letzter Schritt wird die fertig gemalte Thangka poliert. Dadurch erhalten insbesondere die echten Goldauflagen erst ihre vollen Leuchtkraft.

Tuchfassung

Feine Details werden hinzugefügt. Nach Abschluss des Malvorgangs wird die Thangka aus dem Holzrahmen genommen. Als letzter Schritt wird das fertige Bild in eine Tuchfassung eingenäht. Die Tuchfassung wird oben und unten mit einem zumeist hölzernen Stab zum Aufhängen und Stabilisieren versehen. Der untere Stab ist an den Seiten oft mit metallenen Enden versehen. Für die Umfassung wird Brokatstoff oder Seide verwendet.

Die Stoffumrandung ist zumeist mit Lotusblüten, buddhistischen Symbolen, und Ornamenten gewoben oder bestickt. Die Qualität der Umrandung wird zumeist an die Qualität der Thangka angepasst. Der Auftraggeber einer Thangka kann unter mehreren Qualitäten und Mustern wählen.

Am oberen Ende ist fast immer ein dünnes Seidentuch angebracht. Dieses diente dazu die Thangka zu verhüllen wenn sie nicht zum Betrachten oder Meditieren benötigt wird. Außerdem sind noch zwei dünne, oft in Gelb-, Rot- und Orangetönen gehaltene Seidenstreifen zu finden.

Preis einer Thangka

Malens des Gesichts Thangkas sind bereits in akzeptabler Qualität in kleinen Formaten ab 100 USD erhältlich. Für mittlere und größere Stücke sollten Sie bereit sein mindestens circa $500 auszugeben. Spitzenqualitäten fangen bei circa $ 1.000 an. Solche Stücke werden nach wie vor gefertigt, sind aber selten da auch die Zahl der Sammler und Kunstfreunde dafür relativ klein ist.

Verglichen mit dem Zeitaufwand, den das Anfertigen einer Thangka erfordert, sind die Preise geradezu lächerlich. Möglich ist das nur wegen des immensen Wohlstandsgefälles zwischen westlichen Industrienationen und Ländern wie Nepal, das zu den ärmsten auf dieser Welt zählt.

Wenn Sie zu der Generation gehören, die in den sechziger oder siebziger Jahren in Asien mit dem Rucksack umher zogen, werden Sie heute feststellen können, dass viele dieser Ländern in denen man damals mit wenigen Dollars am Tag auskam, heute enorm aufgeholt haben und zumindest in den Hauptstädten an das Preisniveau der westlichen Industrienationen heran reichen - wie zum Beispiel Malaysia oder Thailand. Andere Länder wie Indien oder China sind auf dem Sprung nach vorne. Die internationale Globalisierung führt meines Erachtens langfristig zu einem Angleichen des Wohlstands der Nationen.

Heute gehört Nepal mit seinem hohen kunsthandwerklichem Niveau zu den wenigen Regionen dieser Welt in denen man noch immer großartige Objekte der Kunst und des Kunsthandwerks für einen "Apfel und ein Ei" erwerben kann. Wie lange noch? Offengestanden, ich wünsche es dem nepalesischen und tibetischem Volk, dass sich das im 21. Jahrhundert bald ändert.

Dieter Wanczura

Literaturquelle für diesen Artikel

  • Thangkas, Rollbilder aus dem Himalaya, Kunst und mytische Bedeutung, Dumont Buchverlag, Köln, Alexandra Lavizzari_Raeuber, 1984, ISBN 3-7701-1408-6
Zuletzt aktualisiert am Samstag, den 06. November 2010 um 23:27 Uhr  



Erweiterte Suche





Passwort vergessen?
Nutzername vergessen?
Noch kein Konto? Registrieren

Warenkorb zeigen
Ihr Warenkorb ist derzeit leer.