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Altruismus und Mitgefühl in ökonomischen Systemen - artelino

"Wir haben immer gewusst, dass rücksichtsloses Eigeninteresse eine schlechte Moral darstellt. Jetzt wissen wir, dass es auch eine schlechte Ökonomie ist." (Franklin D. Roosevelt)

20. jährliche Mind and Life Konferenz in ZürichDieser Artikel wurde von Rod Nelson geschrieben. einer britischen Künstlerin, nachdem sie die 20. jährliche 'Mind and Life' Konferenz in Zürich besuchte. Die Konferenz hatte den Titel 'Altruismus und Mitgefühl in wirtschaftlichen Systemen'. Der Artikel soll im 'Resurgence Magazine' veröffentlicht werden. Copyright Rod Nelson. Die integrierte Dia Show zeigt Holzschnitte von Rod Nelson.

Unter dem Vorsitz des Dalai Lama

Was hat Buddhismus mit Wirtschaft zu tun? Diese Frage steht am Anfang der Konferenz mit dem Titel 'Altruismus und Mitgefühl in wirtschaftlichen System' ('Altruism and Compassion in Economic Systems'), die im April 2010 unter der #Schirmherrschaft des "Mind and Life" Instituts abgehalten wurde.

Zwanzigste Konferenz in Zürich

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Das Institut ist das Ergebnis einer ausgedehnten und vertieften Diskussion zwischen dem Dalai Lama, seiner unmittelbaren Umgebung und westlichen Neurowissenschaftlern und Psychologen. Dies ist die zwanzigste einer Serie jährlicher Konferenzen, bisher in den USA abgehalten, während der dem Dalai Lama eine Serie hochrangiger Präsentationen von westlichen Wissenschaftlern vorgetragen werden.

Die Wahl für Zürich

Die Wahl für Zürich, einem reizenden Austragungsort und einem Inbegriff für aggressives europäisches Banking, ist besonders passend. Das vorherrschende Klima der Gier im Finanzsektor, exemplarisch an der "Bonus Kultur" und die exorbitanten Gehälter der Banker scheinen ein wichtiges Symptom, wenn nicht sogar die Ursache der globalen wirtschaftlichen Krise zu sein. Hastiger, spekulativer Handel an der Börse und der Junger nach schnellen Gewinnen erzeugen einen immensen Druck auf Individuen und politische und wirtschaftliche Strukturen gleichermaßen.

Die globale wirtschaftliche Krise als geistiges Versagen

Die eigennützigen Faktoren, die im tiefsten Inneren unseres ökonomischen Systems vorherrschen, machen diese Konferenz zur jetzigen Zeit besonders relevant. William George, Professor für Angewandtes Management an der Harvard Business Schule fasst es zusammen.

"Die globale wirtschaftliche Krise war ein geistiges Versagen. Gier sollte zu noch mehr Gütern führen. Und mehr Güter sollten zu mehr Glück führen. Es hat nicht funktioniert. Jetzt sind Millionen ohne Arbeit und es herrscht eine große Zerstörung."

Mitgefühl statt Eigeninteresse?

Die Suche nach einem besseren als unserem gegenwärtigen Modell ist eine große geistige Herausforderung. Nach William Harbaugh, Professor der Wirtschaftswissenschaften an der Oregon Universität, haben die Ökonomen sich bisher auf das Eigeninteresse und nicht auf das Mitgefühl als den einzigen motivierenden Faktor verlassen um ökonomische System zu beschreiben. Das mag auch der Grund sein warum die Wirtschaftswissenschaften den Ruf der "düsteren Wissenschaften" haben. Aber es gibt einige sehr respektierte Ökonomen, die entschlossen sind ein mehr ausgefeiltes und ganzheitliches Modell herbei zu führen.

Das Auseinanderlaufen von wirtschaftlichem Wachstum und Glück

Lord Layard, emeritierter Professor der Wirtschaftswissenschaften an der "London School of Economics" beschreibt die Wirtschaftswissenschaften als "Die Wissenschaft, die darauf abzielt aufzuzeigen wie die größere Gesellschaft die größte Zufriedenheit für die größtmögliche Anzahl an Menschen schaffen kann". Als Unterstützer dieser kontrastierend edlen Vision der Wirtschaftswissenschaften drängt er uns zu akzeptieren, dass ökonomische Theorien keine Verschwörung sind, sondern ein Versuch die Wirklichkeit zu beschreiben und die Zukunft vorherzusagen.

Die Unzufriedenheit von Richard Layard mit den gegenwärtigen wirtschaftlichen Modellen rührt von einer Grafik her, in der der zunehmende materielle Wohlstand gegen Niveaus der Zufriedenheit in entwickelten Ländern gegenüber gestellt wird. Während wir reicher geworden sind und überproportional mehr der Welt Ressourcen aufgebracht haben, sind wir nicht glücklicher geworden. Die dramatische Abweichung zwischen Glück und Wohlstand stellt nach der Meinung von Lord Layard einen Bruch im konventionellen ökonomischen Modell dar.

Wettbewerb und Altruismus

Glück ist mit Einfühlungsvermögen und altruistischen Verhaltensmustern verbunden, so wie Gier und egoistisches Eigeninteresse mit mentalem Leiden verbunden sind. Dennoch ist Wettbewerb innerhalb ökonomischer Systeme wesentlich für ihr optimales Funktionieren und natürlich ist Wettbewerb nicht notwendigerweise ein fruchtbarer Boden für das Wachstum von Altruismus. Lord Layard sagt uns dass dies eine ungeklärte Frage ist, mit der sich Ökonomen und führende Persönlichkeiten der Gesellschaft, Manager und Politiker konfrontieren müssen. So wie Gier eine angeborene Qualität des menschlichen Wesens zu sein scheint, sollte man sich Fragen ob Altruismus auch etwas ist, das uns psychologisch angeboren ist? Um diese Fragen zu beantworten sind handfeste Beweise aus dem Gebiet der Anthropologie und der experimentellen Psychologie erforderlich.

Professor John Silk

Joan Silk, Professor der Anthropologie an der Universität von Kalifornien erforscht Verhaltensmuster in höheren Primaten bei denen es deutliche Beweise für offensichtlich altruistisches Verhalten gibt wie zum Beispiel Fellpflege. Altruismus wird hier definiert als "anregender Zustand mit dem ultimativen Ziel das Wohlergehen anderer zu erhöhen". Sie merkt aber auch an, dass Altruismus rein auf Familienmitglieder und unmittelbare Gruppenmitglieder beschränkt ist.

Ist Altruismus innerhalb ökonomischer Systeme in anderen Primaten beschränkt oder umfasst es die Gesellschaft oder sogar die Menschheit als Ganzes? Ist egoistisches und eigennütziges Verhalten die Norm, sowie das gegenwärtige wirtschaftliche Theorien annehmen?

Professor Ernst Fehr

Professor Ernst Fehr, Direktor des Instituts für Empirische Forschung in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich macht sich ebenfalls Gedanken um harte Beweise. Er merkt an "Wir müssen unterscheiden zwischen dem was wir glauben zu wissen und dem was wir tatsächlich wissen." Um das zu erreichen entwirft er gegenwärtig einfallsreiche Spiele, die von freiwilligen mit richtigem Geld und echten finanziellen Vorteilen, die bei den Teilnehmern anfallen, gespielt werden. Eine Reihe von vorläufigen Schlussfolgerungen sind aufgetaucht und die sind etwas überraschend.

Professor Fehr merkt an, dass "Je mehr Leute glauben, dass andere sich altruistisch verhalten, umso mehr sind sie bereit sich selbst altruistisch zu verhalten." Allerdings, sobald unfaires Verhalten wahrgenommen wird, wenn es innerhalb eines Systems sogenannt 'free-rider' gibt, die sich egoistisch oder gierig verhalten, ist das altruistische Verhalten sofort ausgelöscht und das Vertrauen ist verloren.

Der Einfluss egoistischer Mitglieder auf altruistisches Verhalten

Die Forschung von Professor Fehr zeigt wie sehr wenige egoistische Mitglieder altruistisches Verhalten innerhalb einer vergleichsweise viel größeren Gruppe ansonsten altruistischer Individuen auslöschen kann. Während er seine Modelle weiter entwickelt, werden die Spiele immer mehr verfeinert. Indem man altruistischen Mitgliedern von Gruppen erlaubt, egoistisches Verhalten mit Sanktionen zu belegen und sogar zu bestrafen, wird das Vertrauen in das System wieder hergestellt und Altruismus kommt wieder zum Vorschein.

Eine interessante Erkenntnis taucht in Zusammenhang mit "free-riders" auf. Männer und Frauen reagieren auf sie in recht unterschiedlicher Weise, und Professor Fehr merkt an, dass diese Unterschiede wohl angeboren sind. Männer neigen bei weitem mehr zur Bestrafung und sind weniger flexibel.

Prof Fehr geht über die reine Beobachtung von Verhalten innerhalb ökonomischer Systeme hinaus und in das wichtige Feld der Neurowissenschaft. Indem er Gehirn Scan Techniken in Verbindung mit Verhaltensforschung benutzt, ist es ihm möglich zu erkennen, dass Altruismus in dem Dopamin modulierten ('dopamine-modulated') Bereich des Hirns auftritt, das für die "Belohnung" zuständig ist. Damit kann wissenschaftlich demonstriert werden dass Altruismus eine psychologische Belohnung verschafft. Geben enthält für den Geber einen starken "gut fühl" Faktor.

Training des buddhistischen Geistes

Wohin führt das in Hinsicht auf den Buddhismus? Buddhistisches geistiges Training im Verhältnis zu der Kapazität für Einfühlungsvermögen und Mitgefühl ist das Feld auf dem das 'Mind and Life Institute' gegründet wurde. Professor Richard Davidson, Direktor des 'Laboratory for Affective Neuroscience at the University of Wisconsin' war einer der ursprünglichen Wissenschaftler, die zusammen mit dem verstorbenen Dr Francisco Varela, mit dem Dalai Lama zusammen arbeiteten um neuro-wissenschaftliche Beweise von Leuten zu erhalten, die seit längerem die Meditation ausüben. Sie benutzen komplizierte Techniken der Bilderfassung magnetischer Resonanzen und EEG Technologie ( electroencephalogram).

Dies ist ein Feld, das von anderen Konferenzen des 'Mind and Life' Instituts abgedeckt wird. Professor Davidson meint dass es wichtige Verbindungen zwischen geistigen Zuständen und altruistischem Verhalten gibt. In wissenschaftlichen Studien unter Verwendung von Meditation in Verbindung mit altruistischen Rollenspielen zeigt sich in kontinuierliche Ergebnissen, dass mehr Altruismus an den Tag gelegt wird wenn die Teilnehmer Meditation betreiben. Des weiteren hat sich gezeigt, dass das pro-soziale Muster des Altruismus ein sich selbst festigender Mechanismus ist.

Die Arbeit von Richard Davidson zeigt, dass Mitgefühl und Altruismus Faktoren sind, die im menschlichen Verhalten angeboren sind und die für den sozialen Zusammenhalt gemeinsam wirken, zu größerem Glück führen und trainiert werden können.

Altruismus und Persönlichkeit

Diese Ergebnisse stellen eine Serie weiterer und wichtiger Fragen für die Forschung auf, die Professor Fehr ansprach. Gibt es für den Grad an Altruismus spezifische, Persönlichkeit bedingte Unterschiede? Und wenn ja, wie können diese persönlichen Faktoren in eine positive Richtung geformt werden? Können wir Neid vermeiden, oder liegt das einfach in der menschlichen Natur?

Gibt es ein kritisches Zeitfenster in dem Altruismus besonders gut gedeiht? Benötigen wir die Erkenntnisse des Buddhismus um eine altruistischere Gesellschaft zu fördern? Die Konsequenzen unserer gegenwärtigen nicht mitfühlenden Gesellschaft sind aus unserem täglichen Leben heute weitgehend verborgen.

Eine besonders qualvolle Konsequenz liegt in der Misshandlung von Tieren und unserer natürlichen Umgebung. Matthieu Ricard, ein bemerkenswerter Franzose aus einer intellektuellen Familie, der einen PhD in Neurowissenschaft hat und für mehr als 20 Jahre als Mönch in tibetischer Tradition gelebt hat, sagte dazu "Die Art wie wir Tiere behandeln ist eine nicht vorstellbare Kapazität die Gefühle anderer zu ignorieren." Unter Gelächter schlug er den Zuhörern vor, sich in die Rolle eines Fisches zu versetzen. Matthieu Ricard ist der Ansicht, dass Mitgefühl und Altruismus nicht richtig als Fähigkeit wahrgenommen werden und dass diese Fähigkeit mit Wirkung und praktischen Anwendungen entwickelt werden kann.

Rod Nelson, April 2010 - all copyrights Rod Nelson

Dieser ursprünglich englische Artikel ist verkürzt wieder gegeben. Alle Überschriften wurden aus Gründen besserer Lesbarkeit im Internet von artelino hinzu gefügt.

Zuletzt aktualisiert am Samstag, den 30. Oktober 2010 um 22:32 Uhr  



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