Traditional Tibetan Rugs - artelino

Padmasambhava ist einer der beliebten Figuren, deren Darstellung man häufig auf Objekten der Himalaja Kunst und des Kunsthandwerks findet. Auch für Laien ist er mit seinem typischen Gesicht, seinen Attributen und der typischen Haltung leicht auf Abbildungen zu erkennen. Aber wer war er?

Der historische Padmasambhava

Padmasambhava ist eine historische Gestalt, die Teil des Pantheons buddhistischer Götter und Göttinnen wurde. Er wurde vermutlich im 8. Jahrhundert irgendwo in der Gegend von Nordindien, Pakistan oder Afghanistan geboren. Obwohl er noch sehr jung war, hatte er sich bald einen Ruf als Heiliger und Guru des tantrischen Buddhismus erworben.

Mission in Tibet

Eines Tages lud ihn der König Tibets, Trisong Detsen, 742-798, (Nepalesisch: Thi-Sron Detsan), ein nach Tibet zu kommen. Nach der Legende war Tibet damals von üblen Berggeistern heimgesucht. Vermutlich war damit die alte, animistische Bön Tradition und Religion gemeint. Padmasambhava blieb in Tibet für möglicherweise bis zu 50 Jahren. Die Zahl ist allerdings unter Wissenschaftlern umstritten. Die Schätzungen lauten von mehreren Monaten bis zu eben 50 Jahren.

Padmasambhava führte den tantrischen Buddhismus in Tibet ein, gründete Klöster und verbrachte seine Zeit mit Lehren. Das erste von ihm in Tibet gegründete Kloster war Samye, das nach dem Muster einer Mandala entworfen war. Am Tag der Eröffnungszeremonie für das Kloster passierten lauter seltsame Dinge. Eine steinerne Statue wurde lebendig und die bronzenen Hunde am Eingang des Tempels begannen zu bellen.

Die Legende besagt, dass Padmasambhava all die üblen Geister und Feinde des Buddhismus besiegte. Aber er schonte diejenigen, die sich ergaben und zum Buddhismus konvertierten und versprachen die tantrischen Lehren zu verteidigen. Solche Taktiken sind klug und haben seit den Zeiten der alten Römer funktioniert. Aber über den historischen Padmasambhava ist einfach zu wenig bekannt. Wir wissen heute nicht ob es sich bei diesen Erzählungen um tatsächliche militärische Feldzüge gegen feindliche Stämme oder andere Königreiche handelte.

Padmasambhava muss am Hof des tibetischen Königs große Macht und Einfluss gehabt haben. Damit schuf er sich aber unter der Aristokratie und im Volk auch viele Feinde. Für kurze Zeit mußte er offensichtlich ins Exil gehen. Eine weitere Ursache für Ärger lag in seinem ausgedehnten amourösen Abenteuern. Es sind wenigstens 5 "Gefährtinnen" bekannt. Alle kamen sie aus dem Adel und einige waren sogar mit anderen Männern verheiratet. Das hört sich in der Tat nach erstklassigem Ärger an.

Unterschiedliche Namen

Wie so oft bei den Heiligen, Göttern und Göttinnen des Buddhismus und Hinduismus begegnet man auch dem "im Lotus Geborenen" (Padmasambhava) unter verschiedenen Namen. Padmasambhava wird auch Guru Rinpoche genannt. In der nepalesischen Sprache (Nepali) schreibt er sich Padma Sambhav. Man findet fast immer die gleiche Persönlichkeit unter unterschiedlichen Namen auf Hindi, tibetisch, chinesisch und nepalesisch. Das macht das Verständnis des buddhistischen Pantheon so verwirrend.

Ein versteckter Schatz?

Nach der Legende beherrschte Guru Rinpoche wirkungsvolle Techniken tantrischer Geheimnisse, die ihm übernatürliche Kräfte verliehen. Da Padmasambhave überzeugt war, dass der tantrische Buddhismus in der Zukunft verfallen könnte, vergrub er Bücher mit seinen Weisheiten und seinem Wissen zusammen mit anderen Schätzen an unbekannten Plätzen wie Berghöhlen so dass zukünftige Generationen sie eines Tages finden könnten.

Es heißt, dass Guru Rinpoche eines Tages Tibet in Richtung der tibetisch-nepalesischen Grunzregion im Himalaja verließ und dann einfach verschwand. Der Legende nach ritt er auf einem Sonnenstrahl in Richtung Himmel.

Padmasambhava in der Kunst Tibets und Nepals

Guru Padmasambhava ist eine beliebte Gestalt auf tibetischen und neaplesischen Thangkas und für Metallfiguren. Wenn man von ihm einige Abbildungen gesehen hat, ist es ziemlich leicht ihn sofort zu erkennen.

Guru Rinpoche wird zumeist auf einem Lotus Thron sitzend dargestellt. In seiner rechten Hand hält er den "Vajra", das Symbol für den Donner. Die linke Hand liegt auf dem Schoß und hält eine "Patra", das ist eine Art Bettlerschale. Und mit seinem linken Arm presst er einen langen ornamentalen Stab gegen seine Schulter. Dieser Stab heißt "Khatvanga". Natürlich hat dieses "Zubehör" eine tiefere Bedeutung, die wir hier aber überspringen wollen.

Auch sein Gesicht hat typische Eigenschaften. Padmasambhava wird mit ziemlich großen Augen dargestellt - verglichen mit anderen Himalaja Göttern und Heiligen. Und er wird immer mit einem eigenwilligen Schnauzbart und einer komischen Mütze dargestellt. Schauen Sie sich die Bilder auf dieser Seite an. Und ich bin sicher, dass Sie ihn wieder erkennen wenn er Ihnen beim nächsten mal über den Weg läuft.

Dieter Wanczura